Bildungshandeln reproduziert oft ungewollt Bildungsungerechtigkeit. Vermeintlich Gebildete werden weitergebildet und die Weiterbildungsbeteiligung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen ist limitiert. Die Evangelische Fachstelle Grundbildung und Alphabetisierung (GrubA) ist überzeugt, dass Grundbildung einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten kann.
In der Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Akademie für Kirche und Diakonie vertiefen wir, was ein Grundbildungsangebot Zielgruppe ausmacht, wie eine erfolgreiche Ansprache von Zielgruppen aussieht und wie Barrieren bei Weiterbildungsbeteiligungen möglichst gering gehalten werden können.
Herzlich eingeladen sind pädagogisch Verantwortliche in Bildungseinrichtungen, aber auch alle, die ein generelles Interesse an dem Themenfeld „Grundbildung“ haben – unabhängig von ihrem Wissensstand über das Thema.
Alle Veranstaltungen der Reihe sind kostenlos und können unabhängig voneinander besucht werden.
07. und 21.02.2024, 10-12 Uhr, „Bildung für alle?! Passgenaues Angebot trifft Zielgruppe“.
Ein breites Publikum erfordert unterschiedliche, passgenaue Angebote, die lebensweltorientiert, milieu- und kultursensibel eine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Um sie zu erreichen, muss ich etwas über die Lebenswelt und den lokalen Sozialraum „meiner Zielgruppe“ wissen. Doch wen möchte ich überhaupt erreichen? Welche Ansätze und Methoden gibt es, um Menschen mit Grundbildungsbedarf zu erreichen und was hat das Ganze mit dem „Partizipations-Dilemma“ zu tun? Wie erfahre ich den Bedarf der Zielgruppe? Und wie gestalte ich anschließend das passende Angebot?Der sozialraumorientierte Ansatz bietet in dieser zweiteiligen Veranstaltung hier ein bewährtes Handlungs- und Fachkonzept, das unmittelbar an Ihren ressourcenorientierten Kompetenzen und Erfahrungen im Themenfeld Grundbildung ansetzen kann. Darüber hinaus möchten wir im zweiten Schritt, ausgehend von Ihren Erfahrungen, exemplarisch ein passgenaues, nutzerorientiertes Angebot aus dem Themenfeld Grundbildung unter Zuhilfenahme einiger Kreativ-Tools gemeinsam entwickeln und dabei das eigene Bildungshandeln reflektieren.
06. und 20.03.2024, 10-12 Uhr, „Bildung für alle?! Die Betroffenen-Perspektive und das Netzwerk im Sozialraum stärken“.
„Alle denken, sie sind die Einzigen, denn niemand spricht darüber.“ Dieses Erfahrungswissen einer ehemals von geringer Literalisierung Betroffenen zeigt die Dimension von Tabuisierung, Scham und fehlender Aufklärungsarbeit. Zielgruppen können besser erreicht werden, wenn Anbieter:innen von Unterstützungsangeboten sich fragen, was es eigentlich bedeutet, wenn man in dieser Situation ist. Im ersten Teil der Fortbildung lernen die Teilnehmenden, welchen Barrieren sich gering literalisierte Erwachsene gegenüber sehen und wo sie konkrete Anknüpfungsmöglichkeiten für Unterstützungsangebote sehen.
Im zweiten Teil stellt sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der AlphaDekade geförderte Projekt Neu Start St. Pauli 360 vor. Sie lernen lebensweltliche Zugänge im Sozialraum kennen, die im Projekt seit 2018 genutzt werden, um gering literalisierte Erwachsene besser zu erreichen und die vorhandenen Angebote sichtbar zu machen. Zum Erarbeiten eines eigenen Praxisbeispiels erhalten die Teilnehmenden Impulse für die Netzwerkarbeit mit relevanten Multiplikator:innen und Erläuterungen zum Konzept der „informellen Sensibilisierung“. Im zweiten Modul erfolgt der Transfer vom Praxisbeispiel zur konkreten Handlungspraxis der Teilnehmenden und ein Austausch dazu, wie sich ein Grundbildungsnetzwerk im eigenen sozialräumlichen Kontext entwickeln und verankern lässt.
05. und 19.06.2024, 10-12 Uhr, „Bildung für alle?! Regelangebote für die Grundbildung entdecken“.
Die Regelangebote der Erwachsenen- und Familienbildung bieten viele Anknüpfungspunkte für Grundbildung. Wie lassen sich diese identifizieren? Wie können die Regelangebote anschlussfähig für Grundbildung sein? Welche Stolpersteine bestehen und wie können diese aus dem Weg geräumt werden? Ausgehend von den Erfahrungen der Teilnehmenden werden exemplarisch Regelangebote betrachtet, um diese für Grundbildungsinhalte zu öffnen.